Leserbriefe

Gelegentlich schreibe ich Leserbriefe, z.B. an unsere lokale Tageszeitung. Diese werden in der Regel auch veröffentlicht, aber oft gekürzt. Hier ein Leserbrief, der am 8.6.2013 im Lokalteil Fritzlar-Homberg der HNA veröffentlicht wurde:

Hier der Leserbrief, wie er der Redaktion übermittelt wurde (Kürzungen in der gedruckten Ausgabe = rot):

Die Berichte über das Frauenhaus und Gewalt vom 3.6.2012 in der HNA bedürfen folgender Ergänzung:

2012 kamen 53 Frauen im Frauenhaus des Schwalm-Eder-Kreises unter. Sie brachten 47 Kinder mit. Als Begründung für eine Notwendigkeit wird angegeben, dass diese Opfer von häuslicher Gewalt wären. Ob das aber tatsächlich so ist, prüft keine unabhängige Stelle. Offensichtlich genügt allein der Vorwurf, um Gut und Böse zu erkennen: Ehemänner und Väter stehen von vornherein als die Bösen fest. Frauen und Kinder als die Opfer.

Aber: Frauen werden ihrem Partner gegenüber häufiger gewalttätig als Männer - zu diesem Ergebnis kommt die neue große Studie des Robert Koch-Instituts zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. Die Gesundheitswissenschaftlerin Heike Hölling ist eine der Autorinnen der Studie. "Gewalt ist nicht ausschließlich eine Erfahrung von Frauen", sagt Hölling. "Uns haben die Ergebnisse überrascht." Der Befund: Frauen sind "häufiger als Männer Ausübende körperlicher Partnergewalt, aber auch Ausübende von Gewalt gegenüber sonstigen Familienmitgliedern".

Frauenhäuser werden an geheim gehaltenen Orten betrieben. Ehemännern und Vätern wird der Kontakt zu ihren Kindern verwehrt, auch wenn sie das Sorgerecht für die Kinder haben. Dieser Kindesentzug wird von den Betreibern der Frauenhäuser gefördert.

Für ein Verbringen von Frauen aus Südhessen nach Homberg spricht nichts. Auch die Standorte der übrigen Frauenhäuser sind geheim.

Seit dem Gewaltschutzgesetz können Täter (auch weibliche!) einer gemeinsamen Wohnung verwiesen und ein Annäherungsverbot ausgesprochen werden. Deshalb ist es nicht notwendig, Frauen in einem Frauenhaus unterzubringen und Kinder aus ihrem Umfeld (z.B. Schule) zu entfernen.

"Viele Männer wagen es nicht, sich zu offenbaren, weil die Scham sehr schwer wiegt", sagt Hölling. "Schwäche oder Angst zu zeigen, sozial nicht integriert zu sein, vielleicht sogar zu weinen, passt nach wie vor nicht zum Männerbild in der Gesellschaft." Opfer müssten ihre Erfahrungen ohne Angst vor Konsequenzen oder Stigmatisierung ansprechen können.

Deshalb muss sich der Focus von Männer=Täter / Frauen=Opfer zu einer Beratung für alle betroffenen Menschen verändern.

H.-Norbert Ulbrich, Wabern

Bezug: www.Spiegel.de

 

 

Ein Leserbrief zum Weltfrauentag, der am 8.6.2013 im Lokalteil Fritzlar-Homberg der HNA veröffentlicht wurde: