Sprachvergewaltigung

oder

Sprachsexismus, Binnen-I , Gender-Gap und Konsorten

 

 

Nehmen wir einmal an, jemand schlendert durch den Zoo und liest auf den Schildern an den Gehegen, welche Tiere dort zu sehen sind:

Zuerst: "Elefantinnen und Elefanten", dann: "Krokodilinnen und Krokodile", weiter: "Bieninnen und Bienen", und so weiter.

Man wundert sich, weil es doch ausreichend und üblich ist, diese Tiere als Elefanten, Krokodile und Bienen zu benennen? Jedermann weiß auch, dass hier in der letzten Benennung alle Tiere dieser Arten erwähnt werden, ganz gleich ob männlich, weiblich oder der Nachwuchs. Die Erklärung ist einfach: Vermutlich ist jemand in einen Zoo geraten, in dem die Leitung, heute politisch korrekt, immer beide Geschlechter explizit benennt. Wenn das heute notwendig erscheint, hat es vermutlich mit der vielfach beklagten Bildungsmisere zu tun: Die Leitung des Zoos traut den Besuchern wohl nicht mehr zu, dass jedermann die Existenz von zwei Geschlechtern kennt.

Im nächsten Zoo könnte auf den entsprechenden Schildern stehen:

ElefantInnen, KrokodilIinnen und BienInnen.

(Wir lernen hier das Binnen-I kennen)

Oder im folgenden Zoo:

Elefant_innen, Krokodil_innen und Bien_innen.

(nun kennen wir auch den Gender-Gap)

Und schließlich

Elefantinnen, Krokodilinnen und Bieninnen.

(und hier erleben wir, was unter einer "geschlechtergerechten Sprache" verstanden wird: Die rein weibliche Form)

 

Ich kann die werten Leser beruhigen. In einem Zoo wird man die oben erwähnten Horrorvisionen der Verunglimpfung der deutschen Sprache nicht finden. Aber im wirklichen Leben durchaus. Man muss dazu wissen, dass es mehrere Versionen der deutschen Sprache gibt. Die meisten von uns kennen diese noch entsprechend den Regeln, die wir in der Schule gelernt haben. Das ist die amtliche deutsche Sprache, über deren Regeln Institutionen wie der Duden wachen. Daneben gibt es regionale Varianten, die historisch begründet sind, z.B. bayrisch, friesisch, plattdeutsch, sächsisch. Diese Dialekte wurden schon gesprochen, bevor Martin Luther in eine für alle Deutschen gemeinsamen Sprache die Bibel aus dem Latein übersetzte.

Heute sind ideologische Varianten dazugekommen, die sexistischen bzw. feministischen Ursprungs sind:

Sexistisch ist die Variante, die meint, nicht ohne die explizite Nennung der beiden Geschlechter auskommen zu dürfen. Statt von Lesern, Schülern, Wählern, Politikern zu sprechen, werden diese mit beiden Geschlechtern benannt. Also werden Leserinnen und Leser, Schülerinnen und Schüler, Wählerinnen und Wähler, Politikerinnen und Politiker in völlig überflüssiger Weise widergekaut.

Die sexistische Variante hat sich im Sprachgebrauch vieler Politiker und mancher Bürger bereits durchgesetzt.

(Nein, nicht immer. Bei Verbrechern und anderen Schlechtmenschen werden Frauen nicht explizit erwähnt. Weil: Frauen sind grundsätzlich gut und unschuldig. Das wird jeder Feminist vehement bestätigen.)

 

Feministisch sind Varianten, die angeblich beide Geschlechter beinhalten, obwohl sie das ganz offensichtlich nicht tun.

SchülerInnen, Lehrer_innen, Leserinnen sollen nach der Behauptung der Befürworter des Binnen-I, des Gender-Gap und der "geschlechtergerechten" Sprache beide Geschlechter benennen, ohne die unsäglich umständlichen Aufzählungen von zwei Geschlechtern ausschreiben zu müssen, wie diese in der sexistischen Schreibung benannt werden. Wer in diesen Varianten geschriebene Texte liest oder gar vorgelesen bekommt, erkennt oder hört bald nur noch die rein weibliche Form. Genau das ist der Sinn der feministischen Sprachvergewaltigung.

(Auch hier gilt: Bei Verbrechern und anderen Schlechtmenschen werden Frauen nicht explizit erwähnt. Weil: Frauen sind grundsätzlich gut und unschuldig. Das wird jeder Feminist vehement bestätigen.)

Wer aber benutzt diese Verstümmelung der deutschen Sprache? Binnen-I und Gender Gap sind in Publikationen z.B. von Gewerkschaften und extremen politisch linken Gruppen zu finden, in der rein weiblichen Form wurde z. B. die Satzung von Amnesty International in Deutschland veröffentlicht. Feministen verwenden diese Schreibungen beharrlich. Beim Lesen oder Vorlesen geht dann die männliche Form ganz verloren. Und nun sind wir beim tatsächlichen Grund für diese Vergewaltigung unserer Sprache: Die deutsche Sprache soll die Sprache der Frauen werden. Obwohl das ebenso anmaßend wie falsch ist. Sie ist nicht die Sprache der Frauen, sondern die von allen deutsch sprechenden Menschen. Es ist das Anliegen einer ideologischen Minderheit, eine gewachsene Sprache in ihrem Sinne zu verändern.

Eine neue Variante wird nun bei der Piratenpartei eingeführt: Ein Sternchen mitten in einem Wort. Eine Erklärung wird auch mitgeliefert:

"Wir benutzen bewusst das Gender-Sternchen * um zu zeigen, dass wir feministisch aktive Männer und andere Eichhörnchen selbstverständlich einschließen wollen."

Ein Pirat ist also ein Pirat. Das sagt nichts über sein biologisches Geschlecht aus (Genus). Nun gibt es aber Piraten, biologisch weiblichen Geschlechts, die ihr Geschlecht besonders betont sehen wollen. Die nennen sich Piratinnen (Sexus). Und es gibt auch Piraten, die besonders ihre politische Nähe zum Feminismus herausstellen müssen oder wollen. Die nennen sich nun "Pirat*innen". Aha.

Es könnte nun ein falscher Eindruck entstehen, deshalb ausdrücklich die Feststellung: Sexistisch und feministisch wird in der Regel nicht von Zeitungen und Buchautoren verwendet. Es ist meistens in Publikationen linker Gruppen verwendet, die sich der Propagierung feministischer Ziele verschworen haben. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist jedoch zunehmend die sexistische Form zu hören.

Wir müssen also feststellen, dass es heute im deutschen Sprachraum zwei verschiedene Varianten der Sprache gibt:

Einerseits die deutsche Sprache gemäß den Regeln der amtlichen Rechtschreibung, wie sie z.B. bei Duden, Wahrig oder der Gesellschaft für deutsche Sprache gepflegt wird und entsprechend in den Schulen unterrichtet wird.

Andererseits die sexistisch/feministische Sprache, die sich bewusst nicht an die amtliche Rechtsprechung hält, sondern die ideologischen Ziele des Feminismus unterstützt. Letztere unterscheidet völlig sinnlos zwischen Sprachregeln für Menschen, bei denen die Geschlechter besonders herausgestellt werden sollten (sexistisch) und Sprachregeln für Tiere, Pflanzen und alle anderen Dinge, die keine Geschlechter kennen.

 

Sexistische und feministische Schreibweisen sind in bestimmten politischen Kreisen verbreitet, trotzdem aber falsch und geschlechterdiskriminierend. Viele Personen, die sich über die Ergebnisse der Pisa-Studie erregen, geben unseren Kindern ein falsches Beispiel: Sie beachten die Regeln der deutschen Sprache nicht. Ganz getreu dem Motto: Nihter mit där Rächdschreipung, es lehpe die Phanthasih.

Für Lehrer, Schüler und alle anderen, die sich mit den Regeln der deutschen Sprache beschäftigen ein wenig trockener Schulstoff (am Beispiel des Binnen-I, aber gültig für alle sexistisch/feministischen Sprachvergewaltigungen):

Das Binnen-I, wie z. B. in "SchülerInnen" entspricht nicht der amtlichen Rechtschreibung. Es gibt mehrere Gründe, warum man diese Schreibung ablehnen sollte:

1. Im Singular verlangt auch sie das Splitting des Artikels (der/die SchülerIn ist für seine/ihre Fehlstunden zur Verantwortung zu ziehen).

2. Im Genitiv Singular und je nach Form des Substantives auch im Nominativ, Genitiv und Akkusativ Plural werden die korrekten Maskulinendungen übergangen: Des Schülers, der Schülerin - des/der SchülerIn.

3. Beim Sprechen müssen die Formen auf -In oder -Innen aufgelöst werden, da sie sich nur im Schriftbild von den femininen Formen unterscheiden.

4. Die Form mit -In entspricht (vor allem in der gesprochenen Sprache, vgl. Punkt 3.) eher der femininen Form und ist somit nicht als geschlechtsneutral zu betrachten. Für die Ausgewogenheit beider Geschlechter in Formulierungen ist sie also nicht befriedigend.

Wer es verwendet, verstößt gegen die Rechtschreibregeln. In Schulen, Behörden wie im allgemeinen Schriftverkehr, ist das "Binnen-I" eindeutig ein Fehler und darf nicht

angewendet werden.

 

Das Regelwerk der deutschen Sprache kennt Sexus und Genus.

Im Sexus wird explizit das Geschlecht benannt. Der "Bulle" ist männlich, die "Kuh" ist weiblich, das "Kalb" ist sächlich. Bei "Rind" wird dagegen nicht das Geschlecht benannt, weil hier diese Tiere im Genus erwähnt werden.

Analog dazu gilt: Der Mann, die Frau, das Kind, der Mensch.

Nun kommt es in der Sprache vor, dass in der Mehrzahl die männliche Form und die im Genus stehende Form gleich klingen. "Die Lehrer" kann sowohl bedeuten, dass im Sexus nur männliche Lehrer erwähnt werden als auch im Genus ein Lehrerkollegium, dem männliche Lehrer (die Lehrer) wie auch weibliche Lehrer (die Lehrerinnen) angehören. Hier setzt die feministische Kritik an und meint, eine Diskriminierung zu erkennen: Obwohl jedermann weiß, dass an Grundschulen eine deutliche Mehrheit von Lehrern weiblichen Geschlechts unterrichtet, könnte z.B. in dem Satz "An der Grundschule unterrichten engagierte Lehrer" unterschlagen werden, dass dort auch Lehrerinnen tätig sind. Das reicht Feministen aus, um zu verlangen, dass beide Geschlechter ausdrücklich benannt werden sollen, also soll es nun heißen: "An der Grundschule unterrichten engagierte Lehrerinnen und Lehrer".

Würde sich die feministische Benennung der Geschlechter generell durchsetzen, müssten Begriffe wie "das Rind" abgeschafft werden, da hier nicht die Geschlechter erkennbar sind. Statt dessen müsste immer von "Kühen und Bullen" gesprochen werden. Da sich aber die feministische Sprache nur auf den Menschen bezieht, besteht die Hoffnung, dass wir weiterhin von Rindern sprechen dürfen.

Ob der Begriff "Mensch" in feministischem Sinn weiter zulässig sein soll, darf aber bezweifelt werden. Immerhin werden die Geschlechter bei "Mensch" nicht ausdrücklich erwähnt. In der Folge dürfte dann auch "menschlich" aus den feministischen Wörterbüchern getilgt werden.

Tröstlich ist, dass die Befürworter der Sprachvergewaltigung offensichtlich das selbst auferlegte feministisch-sexistisch zu sprechen nicht durchhalten. Der frühere SPD-Chef Müntefehring begrüßte seine Parteigenossen verschiedentlich mit: "Liebe Genossinnen und Genossinnen, ...". Immer wieder hört man als Anrede: "...Wähler und Wähler...". Da geben sich die politisch korrekt erscheinend wollenden alle Mühe, schaffen es aber letztlich doch nicht, sexistisch korrekt zu reden. Die Beispiele, dass in Interviews ständig zwischen sexistisch und sprachlich richtig hin- und hergewechselt wird, sind zahllos.

Die frühere Bischöfin Käßmann stellte ernsthaft fest, Jesus sei von "Jüngern und Jüngerinnen" umgeben gewesen, obwohl im neuen Testament nur von zwölf Männern, alle namentlich genannt, als Jüngern berichtet wird.

Genau so ernst hat die führende feministische Sprachverfälscherin L. Pusch es gemeint, als sie als feministisches Gegenstück zum "Mitglied" das "Mitgliederinnen" ablehnte. Sie schlägt als weibliche Form "Ohneglied" oder "Mitklit" vor.

Das Thema kann auch mit Humor betrachtet werden. Als Beispiele:

 

Frühstücken zwei Feministinnen, sagt die eine zur anderen: "Gib mir mal die Salzstreuerin."

 

Uli Stein lässt bei der örtlichen Frauengruppe den Kasperl auftreten mit der Begrüßung: "Hallo, liebe Kinderinnen und Kinder!"

 

 

Der Schlauberger berichtet über eine Töchterin, Wählmännerinnen, Witwerinnen und Laiinnen. Er entdeckte "sechs Menschen und eine Frau" und darauf hin bittet er selbst erst mal um eine Flaschenöffnerin.

 

Quelle: HNA 9.5.2012

 

 

 

 

 

Hier geht es zu einem lesenswerten Beitrag von Paul-Hermann Gruner:

Die deutsche Sprache und die Frauenparkplätze